UND SIE LEGEN DEN BLUMEN HANDSCHELLEN AN
von
Fernando Arrabal
Deutsch von Kurt Klinger
Musik: Harri Stojka
mit:
Esra Karakas, Ronya Sel,Sirma Kapan,
Agrin Bektas, Recep Bektas, Mladen Savic,
Senol Bektas, Manfred Michalke, Naser Abuhelou u. Ali Misbah
Choreographie: Petra Rotar
Schlagzeug: Goran Krstic
Dramaturgie: Margaretha Neufeld
Technik: Ihsan Azadi Yilmaz
Ton: WBS-film
Ausstattung: ART for ART
Regie: Manfred Michalke
PROJEKTBESCHREIBUNG
Die Aufgabenstellung des Wiener Vorstadttheater – integratives theater österreichs ist seit der Gründung im Jahre 1994 unverändert. Eine speziell ausgerichtete Dramaturgie und eine professionelle Regieführung richten sich GEGEN GEWALT in jeder Form. Radikalisierung im Religionsbereich und diktatorische Staatsformen werden mit jeweiligen, aktuellem Geschehen künstlerisch aufgearbeitet. Diese Ziele unterstützen viele Organisationen und sind auch Grundlage zahlreicher akademischer Arbeiten. Somit sind viele Inszenierungen wissenschaftlich dokumentiert.
Der Unterschied von Unterdrückung (Originalzitat von Arrabal: Diktatur zerstört jedes Talent) im spanischen Bürgerkrieg mit Folter und Tötungen (mit christlicher Förderung) und den Zuständen in Assad-Gefängnissen ist nicht wahrnehmbar.
Die Wahl dieses Theaterstückes (auch als Hommage an Fernando Garcia Lorca) der wegen seiner sexuellen Ausrichtung hingerichtet wurde ist demnach mehr als aktuell.
Und ein Aufschrei gegen Gewalt in jeder Form. In unserer heutigen Zeit ist es
ein trauriges Spiegelbild von Geschehnissen wie
Religionsfanatismus, diktatorischen Entwicklungen der
bestehenden Demokratien und vieler Verletzungen der Menschenrechte, sowie die geplante Einführung der Todesstrafe.
Surreale Effekte und absurde Szenenwechsel verdeutlichen das Leid der Betroffenen.
Dass wir es nicht sehen, heißt nicht, dass es nicht passiert. Es sind lediglich Bruchstücke, die einen Einblick in die Kriege in Syrien, dem Irak, in Afghanistan oder dem Jemen zulassen. Videos, Bilder, Augenzeugenberichte. Bluttriefende Zeugnisse von Massakern, Folter, hasserfüllter Gewalt. Journalisten haben keinen unabhängigen Zugang mehr zu einer großen Zahl an Konfliktgebieten. Daher nur Bruchstücke. Daher auch die Freiheit, in der Folterknechte, Vergewaltiger, Gewaltexzentriker agieren können. Was sich in Syrien zeigt, ist die Umkehr und Perversion aller humanen Werte, wie wir sie kennen – in fast allen Lagern. Mit Extremisten kann man nicht verhandeln, lautet ein Argument immer wieder für die jeweils anderen. Nur im Kampf gegen Extremisten – wer auch immer das dann ist – selbst zum Extremisten zu werden, beschert eben diesen den Sieg. Und das gilt nicht nur für die kriegsführenden Parteien sondern für alle, die mit dem Fallout dieser Kriege konfrontiert sind. Also auch uns. Wenn es jetzt hier zu Lande heißt, wir verweigern uns dieser Realität, werden wir um nichts besser – weil wir letztlich damit dasselbe Spiel spielen: Überheblichkeit, Selbstverliebtheit, Abgrenzung. Und das bei konsequenter Ausblendung eines Umstandes – dass es bei allen Unterschieden letztlich grundlegende Bedürfnisse sind, die alle Menschen einen: Nach Sicherheit und nach Respekt.
Stefan Schocher
Kurier