„WARTEN AUF GODOT“

 

 

 

Ein Schauspiel von Samuel Beckett

 

 gespielt von

Bewohnern des Wiener Integrationshauses:

 

ESTRAGON:

Abate Dejene AMBACHEW (Äthiopien)

WLADIMIR:

Farzad MOJGANI (Persien)

POZZO:

Naim ALLURI (Kosovo)

LUCKY:

Omar Omar (Sudan)

JUNGE:

Perparim IBRAHIMI (Kosovo)

 

REGIE & BEARBEITUNG:

Manfred MICHALKE

 

 

Eine Co-Produktion von

WIENER VORSTADTTHEATER

Wiener INTEGRATIONSHAUS

Hubsi KRAMAR – TAT tatr

und KABELWERK

 

26. 6. – 19. 7. 03

jeweils Do. – Sa., 20.30 Uhr

 

KABELWERK-Outdoor

 

1120 Wien, Oswaldgasse 33 – 35

(U6 / Tscherttegasse)

 

 

 

 

 

SOMMERTHEATER DER ANDEREN ART

 

Die gegenwärtige Weltpolitik – Krieg, Folter, Elend, Vertreibung einerseits, sowie die europäische Asylpolitik andererseits, bilden den Hintergrund vor dem sich menschliche Dramen ereignen, deren Tragweite niemand abschätzen kann, der sie nicht erlebt hat.

 

Die Darsteller dieser sehr speziellen, mehrsprachige Produktion von Samuel Beckett’s Stück „Warten auf Godot“ sind alle Flüchtlinge aus Kriegsgebieten:

was sie erlebt haben und was sie erleben, ist eine kaum zu beschreibende Not.

Auch IHR „Warten“ auf ein Land, auf Menschen, die ihnen Schutz und Zuflucht gewähren, ist eine Art von Folter.

 

Beckett beschreibt in WARTEN AUF GODOT auch die seelischen Verheerungen, die apokalyptische Zustände, wie sie in vielen Ländern dieser Erde gegenwärtig herrschen. Und doch gelingt es ihm, in diesem großen Werk, gleichzeitig die Tiefen des Tragischen wie auch die Absurdität des Komischen zu zeigen.

 

Das „Wiener Vorstadttheater – integratives Theater Österreichs“, wie auch das Wiener Integrationshaus und Hubsi Kramar’s TAT t.atr verstehen sich als Plattform für Randgruppen und haben dieses mehrsprachige Theaterprojekt gemeinsam realisiert. Sie geben Menschen, die es in unserer Gesellschaft besonders schwer haben, ein Podium, auf dem sie ihre Nöte künstlerisch artikulieren und durch künstlerische Leistung Anerkennung und Selbstwertgefühl gewinnen können.

 

Gespielt wird im Freien, und das bei JEDEM Wetter (gedeckte Zuschauerplätze, trotzdem empfehlen wir, wettergerechte Bekleidung mit zu nehmen!):

 

Sommertheater der anderen Art in den „Ruinen“ des KABELWERKS – einer Kulisse, die Assoziationen mit Krieg und Verwüstung wach werden lässt..

 

 

Für Regie und Bearbeitung zeichnet:

Manfred Michalke

Geb. 1954 in Wien

Engagements ab 1975 an Stella Kadmon’s Theater der Courage, Josefstadt, Volkstheater, Stadttheater Baden, u.a.

Regiearbeiten (Auswahl):

„Und sie legen den Blumen Handschellen an“ (Fernando Arabal), 1988, Graz

„Der Spiegelmensch“ (Franz Werfel), 1989, Graz

„Erste Österr. Behindertenpassion“/Mozart-Requiem, 1994, Retz

Seit 1985: Gründung & Leitung des Wiener Vorstadt Theaters – integratives Theater Österreichs

 

 

 

DARSTELLER + PRODUKTIONSTEAM

„WARTEN AUF GODOT“

26.6. – 19.7.03

KABELWERK/Wien

 

 

ABATE DEJENE AMBACHEW (Estragon): 

geb. 23.7.1974, Äthiopien

Marathonläufer, politische Verfolgung, Friedenskämpfer,

UNHCR- Flüchtling etc.; Aufenthalt: Asylwerber §19 BAA.

hat vor 10 Jahren Äthiopien aus politischen Gründen verlassen und

8 Jahre als Flüchtling in Kenia gelebt. 2001 kam er als Teilnehmer beim Vienna City Marathon nach Österreich und hat hier um Asyl angesucht.  

Waiting: “Waiting means patience and then it comes. I´m waiting for 10 years and nothing is coming.”

Expectation: “I need to be free, then I can show my talents. Many of them are hidden inside of me. I have no chance to find myself. I was born to live and not to suffer.”

Hope: “Hope means to live like every human being, without being arrested, without being controlled. I have to live, I have to work, I have to go wherever I want. I have to learn and to do my part.”

About the play: “I always try things. I´ve got the chance to try this and I´ve tried it.”

Favourite sentence: Estragon: “We´ve lost our rights. We have no rights anymore.”

 

 

FARZAD MOJGANI (Wladimir): 

geb. 30.3.1982, Iran

Schüler, Matura abgeschlossen im Iran, Familie verfolgt aus religiösen Gründen (sind Christen), Vater im Gefängnis im Iran- kein Kontakt. Spielt gerne Fußball und möchte in Österreich studieren. Aufenthalt:Asylwerber § 19 UBAS

Hat vor 3 Jahren Teheran wegen der Situaton seines Vaters (Politiker, seit 10 Jahren in Haft) verlassen und lebt seither in Österreich.

Warten: „Man wartet auf alles. Ich warte auf meine Aufgabe, auf meine Zukunft. Ich muss ja eine Aufgabe haben.“

Erwartung: „Ich möchte ein guter Schauspieler sein und ein gutes Leben haben, damit ich nicht wie eine Maus leben muss.“

Hoffnung: „Ich hoffe vieles, aber ob ich das kriege, kann ich überhaupt nicht entscheiden.“

Zum Stück: „Meine Rolle sagt die Wahrheit über mein Leben. Warten, warten, aber es kommt nie. - Ich spiele gerne. Ich muß nicht so viel nachdenken und kann meine Meinung den Leuten sagen, indirekt.“

Lieblingssatz: Estragon: „Let´s go.“ Wladimir: „Wir können nicht.“

Estragon: „Why not?“ Wladimir: Wir warten auf Godot.“

 

 

NAIM ALLURI (Pozzo): geb. 7.4.1978, Kosovo

Schüler im Kosovo mit Matura, allein im Krieg geflüchtet, Macht

zur Zeit ein Kolleg für Informatik. Aufenthalt: Asylwerber § 8, UBAS

ist vor über vier Jahren vor dem Krieg nach Österreich geflohen.

Warten: „Es gibt grosses und kleines Warten. Man kann sich an das Warten gewöhnen und vielleicht ist

es dann nicht mehr interessant.“

Erwartung: „Ich stelle mir keine bestimmten Dinge vor, sonst bin ich enttäuscht, wenn sie nicht kommen. Ich nehme Gelegenheiten wahr. Ich will wenigstens ein normales Leben.“

Hoffnung: „Hoffnung? – Ich glaube nicht, nein. Ich hab´ genug davon.“

Zum Stück: „Das Theaterspielen macht mich aktiver, ich kann spielen und treffe Leute. Ich überwinde Lampenfieber und Angst. Ich bin der Böse - diese Seite gibt es auch in Menschen. Das habe ich erlebt.“

Lieblingssatz: Pozzo: „Die Tränen der Welt sind unvergänglich. Für jeden, der anfängt zu weinen, hört irgendwo ein anderer auf.“

 

 

 

OMAR OMAR (Lucky): geb. 15.9.1970, Sudan

Student im Sudan, politische Verfolgung, musste Familie und Frau zurücklassen. Studiert in Österreich mit Stipendium vom Afro- Asiatischen- Institut. Aufenthalt: Asylwerber § 19 UBAS

war viele Male aus politischen Gründen im Gefängnis und sah die einzige Möglichkeit in seiner Flucht (to run away) vor 5 Jahren und lebt seither in Österreich.

Waiting: „Waiting is normal life. Waiting without result. Only waiting for god (Godot) is a good feeling”

Expectation: “I´m not expecting to see my family one more time - it is my dream - but if not, I don´t care anymore.”

Hope: “I have no energy for a new beginning. I feel hopeless.”

About the play: “I read it long time ago. I´m very proud and it´s a very good feeling to play. I hope, I can go on with it.”

Favourite sentence: Lucky: “All the people in this world are one family.” (arabic)

 

 

 

PERPARIM IBRAHIMI (Junge): geb. 27.1.1985, Kosovo

Schüler im Kosovo, im Krieg mit Familie geflüchtet, Polytechnikum in Österreich abgeschlossen. Macht zur Zeit eine Lehre als Maurer bei WUK; Hat als bester seines Kurses bereits eine fixe Lehrstelle nach 3 Monaten gefunden. Aufenthalt: Niederlassungsbewilligung bis 2005, Beschäftigungsbewilligung.

ist 1999 aus dem Krieg geflohen und nach drei Wochen Aufenthalt in einem Flüchtlingscamp in Mazedonien nach Österreich gekommen.

Warten: „Hoffnung auf ein besseres Leben.“

Erwartung: „Kein Krieg, in Frieden leben, Demokratie, Familie, Haus, Auto, Geld, alles was ein Mensch braucht.“  

Hoffnung: „Ohne Hoffnung gibt es kein Leben.“

Zum Stück: „Wollte immer Schauspieler werden und danke für diese Chance. Ich habe nicht gewusst, dass es so viel Spass macht. Ich bin fröhlicher und das ist ein gutes Gefühl.“

Lieblingssatz: Wladimir: „ Wir wollen unsere Zeit nicht mit unnützen Reden verlieren. Wir wollen etwas tun, solange sich die Gelegenheit bietet.“

 

 

ALEXANDRA REISINGER (Produktionsassistenz): geb. 17.3.1962, Österreich

Warten: „Ein Warten hat keine Zeit, ein Warten ist blicklos und stumm, ein Warten hat die Seele des Stillstands, ein Warten ist ein Punkt, irgendwo, verloren. Ein Warten hat nicht die Freude der Zunge, der Haut und der Füsse, ein Warten hat keinen Klang.“

Erwartung: „An mich: gehen und kommen im richtigen Augenblick, in Gelassenheit.“

Hoffnung: „Ein Dennoch, ein Vielleicht, ein Funke… vielleicht“

Zum Stück: „Die blanke Wirklichkeit. Becketts Gabe in die Dinge hineinzuschauen und das Gesehene sichtbar zu machen ist ein Geschenk, wenn´s auch weh tut.“

Lieblingssatz: Wladimir: “Sag mir, dass ich denken soll.“

 

 

 

HUBSI KRAMAR (Produktion, Bühne): geb.27.6.1948, Österreich

Warten: „Es gibt soviel zu tun und zu denken, zu schauen, zu lesen.

Meine Neugierde verhindert, dass sich das Gefühl von Warten bei mir einstellt.“

Erwartung: „Dass ich mehr Zeit habe zum Leben, Lieben, Schauen, Lesen …Sein.“

Hoffnung: „Da die Hoffnung eine sehr gefährliche Sache ist, bin ich jemand, der sehr im Jetzt lebt und viel arbeitet.“

Zum Stück: „Es ist mein Lieblings-Theaterstück. Ein unglaubliches Werk.“

Lieblingssatz: Das Stück ist voll davon. Wenn ich wählen muss:

Wladimir: „Habe ich geschlafen, während die anderen litten. Schlafe ich in diesem Augenblick. Auch mich betrachtet ein anderer, der sich sagt: Er schläft, er weiß nichts, lass ihn schlafen.“

 

 

Manfred Michalke (Regie): geb. 16.5.1954, Österreich

Warten: „Für mich ist es die subtilste Form von Folter.“

Erwartung: „Vor allem Gesundheit, damit Familie und Beruf funktionieren:“

Hoffnung: „Befreiung von Alltagsfaschismen.“

Zum Stück: „Für mich ein realistisches Theaterstück mit absurden Untertiteln.“

Lieblingssatz: Estragon: „Ich hatte einen Traum.“ Wladimir: „Erzähl ihn nicht!“

 

 

 

 

Failing better: die Rezeption Samuel Becketts in Österreich